Jungbäume und Bestandsbäume

Bäume, die im Bestand wachsen, erreichen häufig große Höhen bei geringem Stammdurchmesser. Eine Berechnung der Grundsicherheit kann Werte unter 1 ergeben, wenn die verringerte Windexposition nicht berücksichtigt wird. Angesichts der Abschirmung des Windes durch die umgebenden Bestandsbäume sind die einwirkenden Lasten jedoch erheblich reduziert. In diesem Fall ist auch bei geringem Stammdurchmesser ausreichende Tragfähigkeit gewährleistet. Freistellungen oder starke Auslichtungen, können die einwirkende Windlast jedoch abrupt erhöhen und die Verkehrssicherheit beeinträchtigen.

Auch bei jungen Bäumen mit hohen Schlankheitsgraden ist die berechnete Grundsicherheit häufig kleiner als 1. In diesem Fall ist die Belastbarkeit des Holzkörpers erhöht, da die äußeren Bereiche des Stammquerschnittes unter Vorspannung bzw. Wachstumsspannung stehen. Es handelt sich um ein Zusammenwirken von Form und Material: Bei vollholzigem Querschnitt trägt das Stamminnere das Eigengewicht des Baumes, während der Außenbereich als Folge des Zellwachstums unter Zugspannung steht. Die Belastbarkeit des Stammquerschnittes erhöht sich, da grünes Holz zuerst unter Druckbelastung in den äußersten Fasern versagt, welche durch die Vorspannung gemindert wird (Wessoly & Erb 2014).

Quellen:

Wessoly, L. & Erb, M. 2014: Handbuch der Baumstatik und Baumkontrolle, Patzer Verlag, Berlin – Hannover, 287 S.